Strand in Pärnu, Foto: Dominique Paqueteau Gute Gedanken: Thema: “Raus!” Der Ausnahmezustand begann für mich damit zu verstehen, was das Wort eigentlich bedeutet? Was ist z.B. der Unterschied zwischen Ausnahmezustand und Notstand?
Die entsetzlichen Bilder aus China, Italien und Spanien haben mich, wie uns alle, in Besorgnis versetzt und bestimmte Fragen aufgeworfen: Was machen wir, wenn tatsächlich auch bei uns das Gesundheitssystem weitgehend zusammenbricht, es an einem Tag über tausend Tote gibt? Wie gefährlich ist dieser Virus? Und inwieweit werden die Einschränkungen des Ausnahmezustands das öffentliche (und private) Leben einschränken? Wieviele Existenzen sind, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, bedroht?
Gefreut habe ich mich über die Hilfsbereitschaft, die Einsicht und die Dankbarkeit, die auf einmal überall ausgedrückt wurde: Strengen wir uns an, es den Leuten, die um das Leben anderer kämpfen, es so leicht wie möglich zu machen. Wir wollen nicht durch Fahrlässigkeit Schuld am Leiden anderer sein! Schränken wir uns um der Anderen willen ein. Sogar ein monatelanges „Tanzverbot“ wurde von ganz Europa klaglos hingenommen!
Einige komische Momente gab es natürlich auch. Ich bin vielleicht einfach zu alt dafür, aber Montag abends mit Taschenlampe am Fenster stehen, um Solidarität zu demonstrieren (das wurde hier in Estland propagiert), kommt mir dann doch wenig zweckmässig und etwas pompös vor. Und dass ausgerechnet Toilettenpapier in den Läden als erstes ausging, spricht ja eigentlich auch für sich ...
Hinsichtlich der Lebensführung ist manches schwerer und manches leichter geworden: Ich habe zum Beispiel noch mehr zu tun als sonst, weil ja alle Tätigkeiten per Video oder schriftlich gemacht werden müssen, in der Schule und in der Kirche, beim Planen und beim Berichten.
Schwer ist es, keine Gottesdienste feiern zu dürfen! Ich weiss nicht, ob es das so seit der Antike in Europa gegeben hat. Schwer ist es auch, dass die persönliche Begegnung erschwert ist. Schön hingegen ist es, dass ich jetzt intensiv am Genfer Gemeindeleben teilhaben kann! Da es alles virtuell organisiert ist, spielen Zeit und Raum zwischen uns nur eine kleine Rolle. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an unsere Gemeinde, den Gemeindevorstand und Pastor Blessing mit Familie! So grossartig geht es nicht überall weiter!! Und es ist ja gar nicht so leicht, sich so schnell umzustellen!
Niemand weiss ja, wann die Sache vorbei ist. Aber das Thema des nächsten Gemeindeboten ist hoffnungsfroh: "Von Drinnen nach Draußen", da wo ich herkomme, würde man es verkürzen auf „Raus!“ (nicht als ärgerliche Aufforderung an andere, sondern als kohortativer gemeinsamer Jubelruf. Wahrscheinlich klingt es in Wirklichkeit etwas gescheiter..) Hoffentlich geht es bald raus für uns! Vor allem für die, die im Moment besonders in ihrer Freiheit aufgrund der besonderen Bedrohung durch die Krankheit eingeschränkt sind. „Raus!“ das bedeutet für mich, die Welt, Gottes unvergleichliche Schöpfung, mit allen Sinnen und noch bewusster als zuvor zu geniessen und mit Freude und Dankbarkeit anzunehmen. „Raus!“ bedeutet auch dem Willen unseres Herrn Jesus zu entsprechen: Gehet hin in alle Welt! Unsere Freude und Dankbarkeit sollen, dürfen, können wir in Wort und Tat mit anderen teilen, als von Gott Gesegnete anderen ein Segen werden! Nicht nur Viren verbreiten sich global! Möge es unser Glaube, der in der Liebe tätig ist, auch tun, zum Segen der Menschen. Also: „Raus!“ Gebet: Lieber himmlischer Vater! Wir danken Dir für diesen neuen Tag! Wir bitten dich für alle, die sich nach dir sehnen, in Krankheit und Schmerzen, in Ungewißheit und Angst, in Krieg und Verfolgung, in Sorge um das Überleben unserer geschundenen Erde, um den Himmel, die bergende Hülle, die Luft zu atmen. Wir rufen: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich für alle, die aufschauen in das Mittagsblau des Tages, in die Schwärze der Nacht, in die Weite des Alls, das unser Verstehen übersteigt, wie deine Gegenwart, die uns so oft wie Ferne vorkommt. Sei du uns nah, du gewesener, du kommender Gott. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen. Lied: Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht 1) Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, die Weisheit deiner Wege, die Liebe, die für alle wacht, anbetend überlege, so weiß ich, von Bewundrung voll, nicht, wie ich dich erheben soll, mein Gott, mein Herr und Vater. 2) Mein Auge sieht, wohin es blickt, die Wunder deiner Werke; der Himmel, prächtig ausgeschmückt, preist dich, du Gott der Stärke. Wer hat die Sonn an ihm erhöht? Wer kleidet sie mit Majestät? Wer ruft dem Heer der Sterne? 3) Wer misst dem Winde seinen Lauf? Wer heißt die Himmel regnen? Wer schließt den Schoß der Erde auf, mit Vorrat uns zu segnen? O Gott der Macht und Herrlichkeit, Gott, deine Güte reicht so weit, so weit die Wolken reichen.
Bleiben Sie behütet, Matthias Burghardt, Pfarrer |
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