02/07/2024 0 Kommentare
Samstag, 18. April: ein gutes Wort für jeden Tag: von der Kunst des Sehens
Samstag, 18. April: ein gutes Wort für jeden Tag: von der Kunst des Sehens
# Berichte
Samstag, 18. April: ein gutes Wort für jeden Tag: von der Kunst des Sehens
Samstag, 18. April: ein gutes Wort für jeden Tag: die Kunst des Sehens
Wort für den Tag
Jesus spricht: Mit den Augen werdet ihr sehen und nicht erkennen! Mt. 13, 14
Impuls - von Barbara Blum
Von der Kunst des Sehens
Corona-Zeit heißt Ausgangssperre. In einer kleinen Wohnung sind wir gezwungen, alleine oder zusammen zu sitzen, einfach so, ohne unseren Sport, ohne unsere Freunde. Zur Vorbereitung auf das Osterfest gehörte bei unseren Eltern das Anmalen von ausgeblasenen Eiern, im Familienkreis oder mit Freunden. Da sitzt man um einen Tisch, jeder mit seinem Töpfchen Wasser, bunten Tuschfarben, einem dünnen Pinsel und konzentriert sich auf die feine Arbeit. Da wird viel geschwiegen, in Einklang, und die Gedanken können frei laufen. Damals kam dann fast unweigerlich von uns die Frage: Glaubt ihr an die Auferstehung? - ausgesprochen mit etwas Spott in den Mundwinkeln, so als sei dies eigentlich nur eine nicht ernst zu nehmende Kinderfrage.
Einmal allerdings kam von einer Freundin eine überraschende Antwort: Ich glaube an die Kunst, Wunder zu sehen und zu erkennen. Auf unsere fragenden Blicke hin fügte sie hinzu, die Gabe habe jeder, aber man müsse sie pflegen und weiter entwickeln, eben wie in jeder Kunst. Und dann erzählte sie eine kleine Geschichte, - einen Traum, wie sie sagte -, der ihre Art zu sehen verändert habe:
Uns wurde damals eine Wohnung im Untergeschoss eines neuen Wohnblocks in einem Bergdorf zugewiesen. Die Siedlung war an einem steilen Hang gebaut und noch nicht fertig. Die Wohnung war zwar geräumig, aber ziemlich dunkel, weil die Betonwände noch nicht gestrichen waren. Auch war sie in den Hang hineingebaut, ohne Fenster an der Rückwand, und durch die vorderen Fenster schaute man nur auf eine weitere Reihe von Wohnblocks. Es war keine schöne Gegend, aber immerhin eine eigene Wohnung.
Und so nahm ich meinen kleinen Jungen an die Hand, um die Umgebung zu erkunden. An der Rückwand des Gebäudes führte ein überdachter schmaler Gang zwischen Erdwall und Mauer entlang und mündete schließlich in einer großen Baustelle. Bagger fuhren auf dem steilen Hang hin und her, rauf und runter, schoben Geröll beiseite, gruben die Erde um und waren beschäftigt, das Erdreich festzuklopfen. Für meinen kleinen Jungen war das aufregend, während ich überlegte, wie man den Hang am besten überqueren könnte, um dem Lärm und Gewühle zu entgehen.
Da blitzte plötzlich etwas auf wie ein heller Sonnenstrahl. Vor einem der Bagger, richtete sich ein spitzer, massiger Gegenstand langsam auf, groß wie ein alter Grenzstein mit scharfen Kanten und durchscheinend wie Glas. Für Augenblicke leuchtete er in allen Regenbogenfarben, dann aber wurde er zugedeckt von nachrutschenden Erdmassen.
Ich hatte schnell verstanden, dass es sich um einen ungewöhnlich großen Bergkristall handeln musste, rannte zu dem Bagger hin, wedelte mit meinen Armen und schrie laut, um ihn zu stoppen. Aber der Baggerführer hoch über mir war auf seine Arbeit konzentriert, meine Stimme drang nicht durch den Maschinenlärm, und die Maschine fuhr ungerührt weiter. Mehrere Male noch blitzten Teile des Kristalls wieder auf, wurden wieder untergewühlt und verschwanden schließlich ganz.
Nur an der Stelle, wo ich den kristallenen Stein zuerst gesehen hatte, lag noch ein kleiner abgesplitterter Brocken. Ein kostbarer Fund. Ich steckte ihn ein, um ihn an einem sicheren Ort aufzubewahren. Es ging mir nicht um den Wert des Steins. Nur um das Wunder, dass auf unserem Erdboden, auch an einem so hässlichen Ort plötzlich so etwas unglaublich Schönes und Kostbares auftauchen konnte. Und niemand mehr sollte ihn so verächtlich wegschieben können, wie die Bagger es getan hatten. - Ende der Geschichte.
Und die Auferstehung? fragte jemand noch. Sie lachte: Ein Wunder eben. Ein sehr großes. Man muss sicher lange an der Kunst des Erkennens arbeiten - und auch sehen wollen.
Barbara Blum
Gebet
Eines Tages, Herr, werden deine Kinder Glück und Freude verbreiten unter allen Lebendigen unserer Erde. Sie werden strahlen wie die Sonne und alle Erstarrten zu neuem Leben erwecken. Keiner wird am anderen zweifeln, niemand hat mehr Angst vor Krankheit oder Tod; denn du hast das lebendigste Netz aus Liebe gewebt. Bei dir sind wir geborgen und alle Angst hat ein Ende. Amen.
Hörempfehlung: Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung
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