27. Januar 2021: Nie werde ich vergessen. Nie!

27. Januar 2021: Nie werde ich vergessen. Nie!

27. Januar 2021: Nie werde ich vergessen. Nie!

# Vorankündigung

27. Januar 2021: Nie werde ich vergessen. Nie!

Nie werde ich diese Nacht vergessen, die erste Nacht im Lager, die aus meinem Leben eine siebenmal versiegelte Nacht gemacht hat. 

Nie werde ich diesen Rauch vergessen. 

Nie werde ich die kleinen Gesichter der Kinder vergessen, deren Körper vor meinen Augen als Spiralen zum blauen Himmel aufstiegen.

Nie werde ich die Flammen vergessen, die meinen Glauben für immer verzehrten. 

Nie werde ich die Augenblicke vergessen, die meinen Gott und meine Seele mordeten, und meine Träume, die das Antlitz der Wüste annahmen. Nie werde ich das vergessen, und wenn ich dazu verurteilt wäre, so lange wie Gott zu leben. Nie.

(Elie Wiesel: Die Nacht. Erinnerung und Zeugnis.)


Liebe Freundinnen und Freunde,

heute vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Was die Soldaten in Auschwitz, Birkenau und Monowitz entdeckten, sprengte die Grenzen des Vorstellbaren. Halb verhungerte, ausgemergelte Gestalten blickten mit trüben Augen durch die Stacheldrahtzäune. Ihre Köpfe waren kahlgeschoren. Ihre Körper glichen Skeletten. Viele konnten sich ohne fremde Hilfe kaum noch auf den Beinen halten. 

 Doch schlimmer noch als das, was sich auf den ersten Blick bot war, was nach und nach zu Tage trat. Die millionenfache industriell durchgeführte Vernichtung von Menschen. Von Juden vor allem, aber auch von Polen, von Tschechen und Ungarn, von Sinti und Roma, von Behinderten, von Homosexuellen, von politisch Andersdenkenen.

Was damals geschah, kann und darf nicht vergessen werden. Die Lücke bleibt, die Wunden auch. Wir sind nicht Schuld daran, was damals passiert ist, aber wir tragen heute Verantwortung dafür, dass es "nie wieder" geschieht. Wie heißt es in einem Lied von den "Ärzten" so treffend?: "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wär nur deine Schuld wenn sie so bleibt."

Wie konnten Menschen inmitten des täglichen tausendfachen Sterbens überleben? Wie konnten sie Kraft und Hoffnung aufbringen? Wie sich nicht aufgeben? 

Am kommenden Sonntag erinnern wir im live-stream-Gottesdienst um 9.30 Uhr an Menschen, die Auschwitz er- und überlebt haben. Wir hören von ihrem Mut, Ihrem Mitgefühl, ihrer Kompassion - und wir hören auf die Klagelieder der Bibel, in denen das jahrtausendealte Weltwissen aufbewahrt ist, dass Gott bei den Leidenden ist. Den link verschicken wir wie gewohnt ca. 15 min. vor Gottesdienstbeginn. 

ÜberLeben: Sonntag, 31. Januar 2021, 9.30 Uhr, live-stream-Gottesdienst aus der Lutherischen Kirche Genf am letzten Sonntag nach Epiphanias und im Gedenken an die Befreiung von Auschwitz.

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